Als der TV Grebenau zum Pokal-Schreck avancierte

Der Kreispokalsieger von 1976: Der TV Grebenau nach dem mit 5:0 gewonnenen Finale gegen Nieder-Ofleiden in Groß-Felda. Fotos: Merle
Der Kreispokalsieger von 1976: Der TV Grebenau nach dem mit 5:0 gewonnenen Finale gegen Nieder-Ofleiden in Groß-Felda. Fotos: Merle

GREBENAU - Die SG Grebenau/Schwarz zählt zu den positiven Überraschungen der inzwischen abgebrochenen Fußball-Saison 2020/21. Mit der Bilanz von sieben Siegen aus neun Spielen - bei zwei Niederlagen - führt die Spiel-Gemeinschaft aus dem Gründchen die Tabelle der Kreisliga B Alsfeld an.

Für noch mehr positive Schlagzeilen sorgte der TV Grebenau in den 70er Jahren, wie ein Blick in unser Sport-Archiv verrät. Damals sorgte der TVG im Pokal sogar überregional für Furore.

Die Pokal-Erfolgsgeschichte begann im Sommer 1976, als sich der TV Grebenau völlig überraschend den "Landratspokal", gleichbedeutend mit dem heutigen Kreispokal, sicherte. Auch damals spielte Grebenau in der Kreisliga B und galt als krasser Außenseiter in diesem Wettbewerb. Doch dann schaffte es das Team bis ins Finale, das in Groß-Felda ausgetragen wurde. Und auch hier überraschten die Gründchen-Kicker, gewannen das Endspiel gegen den hohen Favoriten Nieder-Ofleiden klar mit 5:0 (2:0). "Den einen gelang alles, den anderen gelang nichts", lautete damals die Überschrift in dieser Zeitung nach dem erneuten Pokal-Coup, den 300 Zuschauer live miterlebt hatten. Weiter heißt es im damaligen Zeitungsbericht: "Die Mannschaft aus dem Gründchen - erstmals im neuen Sponsor-Trikot aufgelaufen - wirkte gelöster und harmonischer, war bissiger, gewitzter, in sich ausgeglichener, meist schneller am Ball und hatte sonst noch Vorteile. So passierte es, daß der Favorit klar geschlagen wurde."

Dabei zeichnete sich die Überraschung schon früh ab, denn "die pfiffigen Grebenauer als 'Ritter ohne Furcht und Tadel', gingen bereits in der zehnten Minute durch G. Ernst mit 1:0 in Führung", war der Presse zu entnehmen. Danach schraubten Funke (38.), G. Ernst (46.), Werner Döring (55.) und noch einmal G. Ernst (70.) das Ergebnis in die Höhe.
 
Die Folge: Der TV Grebenau zog auf die nächst höhere Pokal-Ebene ein und bekam es hier mit dem Gießener Vertreter Löhnberg zu tun. Und auch hier waren die TVG-Kicker krasser Außenseiter, spielte doch der Konkurrent in der Bezirksklasse und damit zwei Ligen höher als Grebenau. Doch am Ende jubelte erneut der Underdog, diesmal mit 3:2. Mann des Tages war Grebenaus Werner Döring, der gleich dreimal traf, den viel umjubelten Siegtreffer unmittelbar vor dem Schlusspfiff markierte.
 
"Löhnberg hatte zwar technische Vorteile, vermochte den Ball eleganter zu führen und erspähte auch immer wieder den freien Raum zum risikofreien Zuspiel, aber vor Grebenaus Tor mangelte es an der erforderlichen Entschlossenheit", bilanzierte die Presse damals. So nutzten dem Favoriten auch die beiden Führungstreffer von Holzhäuser (zum 0:1) und Schmidt (1:2) am Ende nichts. Bitter war dabei besonders das zweite Gästetor, das quasi mit dem Pausenpfiff fiel und in der Presse so kommentiert wurde: "Eine kalte Dusche für Grebenaus bravourös kämpfende Elf, und ein Resultat, das dem Spielverlauf ganz und gar nicht entsprach."
 
Doch nach dem Seitenwechsel drehte der Außenseiter vor 200 Besuchern das Spiel. "Noch 'giftiger' wurden jetzt die Hausherren, und wurden für ihren Einsatz auch belohnt. denn fast mit dem Schlusspfiff gelang ihnen nach einer energischen Attacke noch der Siegtreffer. Und wieder war Werner Döring der Torschütze, dem damit ein Hattrick gelang", berichtete diese Zeitung damals. Döring hatte auch das zwischenzeitliche 2:2 (70.) erzielt.
 
Und so ging das TVG-Pokal-Märchen weiter. Am 12. April 1977 gastierte mit dem SC Gladenbach der nächste "dicke Brocken" im Gründchen, der aktuelle Tabellenführer der Bezirksklasse Nord, der in der Runde zuvor Waldgirmes mit 5:0 überrollt hatte. 400 Besucher lockte das Hessenpokal-Duell an und die wurden mit einem dramatischen Spiel für ihr Kommen belohnt. Zunächst schien aber alles nach Plan für den Favoriten zu laufen, der nach einem Treffer von Geßner (30.) bei Halbzeit mit 1:0 führte. "Bis zur Pause hatte Gladenbach leichte Vorteile. Seine Angriffe liefen flüssiger, seine Akteure hatten die bessere Übersicht und waren auch technisch versierter. Diese Nachteile glich Grebenau durch enormen Eifer aus und erkämpfte sich selbst einige gute Torgelegenheiten. Und so blieb der Unterschied beider Mannschaften, die Spielanteile betreffend, verhältnismäßig gering", so das Zwischenfazit dieser Zeitung damals. Als Pusch nach 65 Minuten das 0:2 markierte, schien der Grebenauer Pokal-Traum zu enden. Doch der heimische B-Ligist kam - nicht zuletzt dank des Rückhalts von Torhüter Knoch - wieder zurück. Zwar nahm Gladenbach die "schärfste Waffe" des TVG, Werner Döring, duch eine "scharfe Bewachung" weitgehend aus dem Spiel, dafür nutzten Funke ((70.) und Ernst (72.) den entstandenen Raum und glichen mit einem Doppelschlag aus. So ging es in die Verlängerung, die torlos blieb - Elfmeterschießen. Nach jeweils fünf Schüssen - beide Teams hatten viermal getroffen, einmal verschossen - stand es 6:6. Dann verschoss Grebenau noch einmal und die Partie war verloren: 6:7. Das Ende des großartigen TVG-Märchens, das aber bis heute bei den damaligen Protagonisten unvergessen geblieben ist. In dieser Besetzung bestritt Grebenau das Hessenpokal-Duell gegen Gladenbach: Knoch, Merle, Grösch, Röhrig, Engler, Köhler, Döring, Flach, Ernst, W. Müller (65. K. F. Müller), Funke.
 

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