Bundespreis geht nach Schwarz

Eine besondere Auszeichnung erhält die Zimmerei Eifert in der Denkmalpflege für die Restaurierung des Dachstuhls des Solmser Schlosses.

Uwe Peter, Betriebsinhaber Dirk Eifert und Seniorchef Hans Eifert (von links) nehmen die Auszeichung in Wiesbaden entgegen. Foto: Paul Müller

SCHWARZ - Holz ist ihr Handwerk - sie sind wahre Meister ihres Faches. Im feierlichen Rahmen auf Schloss Biebrich in Wiesbaden wurde kürzlich dem Grebenauer Zimmereibetrieb von Dirk Eifert eine besondere Ehrung zuteil: Für ihre herausragenden Arbeiten und Leistungen zur Sanierung und Restaurierung des Dachstuhls des sogenannten "Solms-Hohensolmser Schlosses" in Butzbach erhielt das Eifert-Team den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege 2021.

Kaum ein Handwerk hat eine so lang überlieferte und gelebte Tradition wie das Zimmererhandwerk. Bibelkenner wissen: Schon Josef von Nazareth, der Bräutigam von Maria und Ziehvater Jesu, soll dieses Handwerk ausgeübt und an die nächste Generation weitergegeben haben. Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 13, Vers 55 steht über Jesus geschrieben: "Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?" Wen wundert es da, dass Josef von Nazareth noch heute ein Schutzpatron dieses über 2000 Jahre alten Handwerks ist.

Die Zimmermannskunst wird im Hause Eifert in Grebenaus Ortsteil Schwarz seit mehreren Generationen gepflegt. Schon im Jahr 1890 war Johan Heinrich Eifert als Zimmermeister weit über die regionalen Grenzen bekannt. Damals, noch in gewohnter Tradition als Zimmermann das Land durchreisend, machte er sich durch sein handwerkliches Geschick einen Namen. Im Wandel der Zeit schrieben seine Nachfahren an der Erfolgsgeschichte des immerzu wachsenden Zimmereibetriebs weiter. Nach der anfänglichen Etablierung des Handwerks mit Anschluss eines Sägewerks besteht der Handwerksbetrieb heute unter der Geschäftsführung von Dirk Eifert in fünfter Generation und bietet weitaus mehr als die traditionelle Zimmermannskunst.

Schon Eiferts Vater, Seniorchef Hans Eifert, hat sich der Moderne nicht verwehrt. Ganz im Gegenteil, im Zuge ihrer Leistungsfähigkeit haben Vater und Sohn das traditionelle Handwerk mit technischem Know-how und hohen technischen Standards ausgebaut und stilvoll zusammengefügt, sodass der Junior einen innovativen Zimmerei-, Dachdecker- und Restaurationsbetrieb mit dem Gütesiegel "Geprüfter Restaurator im Zimmerhandwerk" sein Eigen nennen kann.

Dementsprechend lassen sich auch die Leistungen des Familienunternehmens in mehrere Bereiche unterteilen, verraten Dirk und Hans Eifert weitere Details ihres Meisterfachbetriebs mit insgesamt 17 Mitarbeitern, bestehend aus mehreren Zimmer- und Dachdeckermeistern sowie Gesellen mit teils jahrzehntelanger Betriebszugehörigkeit. Auch für Auszubildende stehe die Tür immer offen. Leider aber blieben die Bewerbungen von interessierten Schulabgängern seit Längerem aus, bedauert Dirk Eifert den Nachwuchsmangel im Handwerk ebenso für sein Metier. Trotzdem gibt er nicht auf und ermutigt junge Leute, die Chance zur Ausbildung in einem handwerklichen Beruf zu ergreifen. "Nicht alle können studieren. Und ein Zeugnis sagt nichts über einen Menschen aus. In einem offenen Gespräch und auch in einem mehrtägigen Praktikum kann man in einen Betrieb hineinschnuppern und erste Erfahrungen sammeln, ob einem der Beruf gefällt", sagt Eifert.

In seinem Unternehmen kann man beispielsweise sehr schnell lernen, dass Holz nicht gleich Holz ist. Aber ein vielfältig-wertvoller nachwachsender Baustoff. Sei es im Bereich der klassischen Zimmereiarbeiten, im Holzrahmenbau und umweltverträglichen Bauen mit passgenauen Sonderlösungen aus Holz bei Holzhäusern, Dachstühlen, Carports.

Mit Beginn der 1970-er Jahre wurden auch Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten von Fachwerkhäusern und Gaststuben zu einem Metier im Hause Eifert. Hans Eifert kann sich noch gut an den Abbau des ersten alten Fachwerkhauses im Grebenauer Umland erinnern, das seine Mannschaft im Anschluss im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu Anspach als eine der ersten Fachfirmen wieder in Originalzustand hat errichten dürfen. Seither haben die Schwärzer Experten schon rund hundert historische Häuser hessenweit abbauen und vor Ort wieder anhand der Bundzeichen in den Ständern, Streben und Balken errichten oder auch teils einlagern dürfen. Und ein Ende dieser Puzzlearbeit scheint noch nicht in Sicht. Ein weiteres Steckenpferd des Meisterfachbetriebs Eifert sind ebenso die Restaurationen von Kirchen, Schlössern, Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden unter denkmalschutzgerechten Vorgaben. Zeugnisse gibt es zuhauf in der Region sowie weit über die Kreisgrenzen hinaus, darunter die Schlitzer Kirche, das Ballhaus in Kassel, Kloster Haidau und die Neue Altstadt in Frankfurt und jenes schöne Butzbacher Schloss tragen im innersten Tragwerk die Handschrift der Handwerker aus dem Gründchen.

Stellvertretend für das gesamte Team fuhren Dirk und Hans Eifert in Begleitung ihres Mitarbeiters Uwe Peter zur Verleihung nach Wiesbaden. Jener hatte die umfangreichen Arbeiten der Crew während der zwei Jahre andauernden Bauzeit vor Ort angeleitet. "Die Auszeichnung des Bundespreises für Handwerk in der Denkmalpflege ist ein tolles Lob für unser gesamtes Team. Diese Wertschätzung haben allesamt wirklich verdient", untermauern der Firmeninhaber und Seniorchef. Schließlich sei ein Betrieb nur so gut wie seine Mitarbeiter.

Wer fortan in das Vergnügen komme, den Dachstuhl vom Butzbacher Schmuckstück zu besichtigen, dürfte sicherlich staunen über die Schwärzer Zimmermannskunst. Dort finden sich alle Bearbeitungs- und Verbindungstechniken wieder, die seit dem Mittelalter bekannt wurden. Ein sensibler Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz war die Voraussetzung zur Planung und Ausführung. Das Team des Zimmereibetriebs Eifert hat offenkundig bewiesen, dass es auch in der Moderne altbekannte, raffinierte Holzverbindungen wie Zapfen, Blätter, Kämme, Einhalsungen, Klauen und Versätze in einer gewaltigen Holzkonstruktion passgenau meistern kann.

Quelle: Oberhessische Zeitung https://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/vogelsbergkreis/grebenau/bundespreis-geht-nach-schwarz_25629035

Zurück