Grebenau, Romrod und Schwalmtal: Kreativität bei Notunterkünften

Grebenau und Romrod beschreiten Sonderwege bei Unterbringung der ukrainischen Kriegsflüchtlinge.

Das Dorfgemeinschaftshaus in Hergersdorf ist zur Notunterkunft umfunktioniert worden. Foto: Christian Dickel

GREBENAU/ROMROD/SCHWALMTAL - Schnelles Handeln ist gefragt gewesen, als die Vogelsberger Kommunen den Auftrag bekamen Notunterkünfte für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bereit zustellen. Gleich drei unterschiedliche Ansätze haben die drei Kommunen Grebenau, Romrod und Schwalmtal aus dem Gemeindeverwaltungsverband gewählt. Wie auch die vierte Verbandskommune Feldatal hat Schwalmtal ein Dorfgemeinschaftshaus hergerichtet. Dagegen nutzt die Stadt Romrod ausschließlich private Wohnungen und Grebenau greift auf die Pilgerherberge in Schwarz zurück.

Gemeinsam haben alle Kommunen, dass sie aufgrund ihrer Größe nur wenige Flüchtlinge unterbringen müssen. Aufgrund des Zuweisungsschlüssels sind dies in Grebenau fünf Geflüchtete pro Monat sowie in Romrod und Schwalmtal jeweils sechs Menschen.

Grebenaus Bürgermeister Lars Wicke (Freie Wähler) erklärt zunächst den Verteilerschlüssel. So bekomme der Landkreis pro Woche 60 Kriegsflüchtlinge zugewiesen, die er entsprechend der Größe der einzelnen Kommunen weiter verteile. Für das Gründchen bedeutet das 1,3 Personen pro Woche und somit gerundet fünf im Monat. Über die gewählte Unterbringung sagt er: "Wir brechen völlig aus dem Raster heraus, wir werden die Menschen in der Pilgerherberge unterbringen." Die Herberger sei das alte Gasthaus Hirsch in Schwarz direkt an der Auerberghalle. Dort stünden zwölf Betten zur Verfügung - aufgeteilt in ein Zweitbett-, ein Vierbett- und ein Sechsbettzimmer. "Dusche und WC sind allerdings am Gang. Ich nenne es Jugendherberg-Standard. Hinzu kämen eine vollausgestattete Küche und ein Aufenthaltsraum. Eigentlich habe nach Ostern der Pilgerbetrieb "Lutherweg 1521" beginnen sollen. Die Möglichkeit zur Pilgerunterkunft sei aufgrund der aktuellen Lager aber jetzt abgesagt worden. Wer sich in der Flüchtlingsbetreuung engagieren möchte, könne sich gerne telefonisch im Rathaus unter der Telefonnummer 06646/97 00 melden. Höchstwahrscheinlich werde die Stadt mit einem Hilfeaufruf auf die Bevölkerung zugehen, wenn sie konkret wisse, was an Hilfsgütern und Unterstützung gebraucht wird. "Spenden machen nur nach Bedarf Sinn", sagt Wicke. Wenn jetzt haufenweise Windeln vorbeigebracht werden, aber gar keine Kleinkinder in Grebenau untergebracht werden, hilft das nicht, nennt Wicke als Beispiel.

Noch einen Schritt weiter geht die Stadt Romrod bei der Unterbringung. "Wir haben uns für einen Sonderweg entschieden. Wir wollen keine Notunterkünfte in der Turnhalle oder in Dorfgemeinschaftshäusern. Daher haben wir gleich Wohnungen entsprechend ausgestattet", sagt Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg (CDU) und fügt an: "Wir sind der Meinung, dass dies der beste Weg ist damit die Menschen direkt ankommen können ohne den Umweg über eine Notunterkunft zu gehen." Bei einer Zuweisung von sechs Menschen pro Monat sei dieser Weg auch umsetzbar. Dazu seien zwei Wohnungen von Privatleuten angemietet worden, die Platz für jeweils vier Personen bieten. Diesen Weg wolle man weitergehen und habe bereits weitere Wohnungen von Bürgern angeboten bekommen. Darüber hinaus gebe es noch die Option in Zukunft ein städtisches Haus in Betrieb zu nehmen. Als Ansprechpartnerin für die Annahme von Wohnangeboten stehe Silke Fuchs im Rathaus unter der Telefonnummer 06636/918 94 14 oder per E-Mail service@romrod.de zur Verfügung.

Da ganz aktuell die neue Homepage der Stadt in Verbindung mit der Dorfapp in Betrieb gegangen sei, soll darüber informiert und Hilfe organisiert werden, so Richtberg. Die Dorfapp funktioniere im Prinzip wie Whatsapp. Daher sollen dort entsprechende Gruppen eingerichtet werden. Sämtliche Informationen für die Bürger seien auch unter romrod.de zu finden. Um die Organisation kümmere sich das Mehrgenerationenhaus. Zur Begleitung der Flüchtlinge und zur Unterstützung der Gastgeber sei die Gründung eines Helferkreises geplant. Dabei gehe es um die Begleitung der Flüchtlinge in Alltagsangelegenheiten, organisatorischen Fragen und bei Behördengängen, Fahrdienste sowie die Organisation von Ausstattung, Bekleidung und sonstigen Hilfsmitteln. Ansprechpartnerin für ehrenamtliche Unterstützung ist Simone Wettlaufer vom Mehrgenerationenhaus. Sie ist unter der Telefonnummer 0175/444 81 76 oder der E-Mail team-mgh@romrod.de erreichbar.

In der Gemeinde Schwalmtal ist das Dorfgemeinschaftshaus für die Aufnahme von sechs Flüchtlingen pro Montag hergerichtet worden. Bürgermeister Timo Georg (parteilos) informiert: "Wir haben das DGH entsprechend umgebaut und einen Duschwagen bei der Firma Weiß in Grebenau geholt. Eine vollausgestattete Küche ist vorhanden. Wir haben einen Wohn- und Essbereich für bis zu zehn Personen." Der Aufbau sei dabei flexibel gestaltet worden, sodass Schlafbereiche für Familien entsprechend ihrer Größe angepasst werden können. Darum habe sich zunächst der Bauhof gekümmert. Aber die Nachbarschaftshilfe Schwalmtal sei bereits zum Mithelfen im DGH gewesen. Die Nachbarschaftshilfe wolle sich dann verstärkt einbringen, wenn die ersten Menschen eintreffen. Das gelte auch, wenn die Flüchtlinge in feste Wohnungen untergebracht werden. Alle seien sich aber einig, dass man niedrigschwellig helfen wolle, ohne dabei aufdringlich zu wirken. "Wir haben sehr gut funktionierende Dorfgemeinschaften. Daher wird es kein Problem sein, die Schutzsuchenden zu integrieren", ist Georg überzeugt. Die zunächst wichtigste Aufgabe sei, die Menschen möglichst schnell aus den Notunterkünften in Wohnraum zu bekommen. Wer dabei mithelfen und Wohnraum zur Verfügung stellen möchte, kann sich im Rathaus unter der Telefonnummer 06638/9185 10 oder E-Mail rathaus@schwalmtal-hessen.de melden. Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte - beispielsweise als Dolmetscher - oder darüber hinaus Unterstützung leisten möchten, kann sich an dieselben Kontaktdaten wenden. "Sachspenden sollten nur bedarfsweise zur Verfügung gestellt werden", sagt auch Georg. Über den aktuellen Bedarf können sich Bürger auf der Homepage der Gemeinde www.schwalmtal-hessen.de informieren.

Quelle: Oberhessische Zeitung https://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/vogelsbergkreis/grebenau/grebenau-romrod-und-schwalmtal-kreativitat-bei-notunterkunften_25439498

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