Ingo Rohrbach, der Sport- und Promi-Reporter aus Grebenau
Er hat seinen Traumberuf gefunden und gewährt einen kleinen Einblick hinter die Kulissen: Als Reporter kommt Ingo Rohrbach viel herum.
GREBENAU/HAMBURG - Ob an der Seitenlinie in Bundesligastadien, im Boxring oder als Promi-Reporter für das ARD-Boulevardmagazin Brisant, der aus Grebenau stammende Ingo Rohrbach kommt viel herum, auch während der Corona-Krise. Beeindruckt haben ihn im vergangenen Jahr vor allem die Treffen mit dem Sänger Clueso, dem Mittelfeldspieler des VfL Wolfsburg Josuha Guilavogui oder die Silbermedaillengewinnerin der Olympischen Spiele in Tokio Susann Beucke. Ein Erlebnis der etwas anderen Art waren dagegen die Dreharbeiten mit der Rapperin und Influencerin Shirin David. Sogar eine Nebenrolle in einer deutschen Fernsehserie durfte Rohrbach einnehmen.
Auch wenn ihm die Welt der Stars und Sternchen nach vielen Jahren immer wieder neue Facetten präsentiert und es nach wie vor ein Traumjob für ihn ist, so sind es doch die kleinen Dinge im Leben, die für ihn besonders wichtig sind. Als im vergangenen September sein Freund Markus aus Wallersdorf 50 Jahre alt wurde, ging es zum Überraschungsbesuch in die alte Heimat. Mit seinem anderen Freund Ralf aus Grundschultagen machte er sich an einem Mittwoch von Hamburg aus auf die Reise. "Am Donnerstagabend sind wir mit leichten Kopfschmerzen zurückgefahren", lacht der mittlerweile ebenfalls 50-Jährige. Der Kontakt zu seinen zwei besten Freunden aus Kindheitstagen sei ihm enorm wichtig. Schön ist, dass Ralf nach einem längeren Aufenthalt in den USA mittlerweile quasi in seiner direkten Nachbarschaft in Hamburg wohne. Mit seiner aus Romrod stammenden Frau Kathrin und den beiden neun- und zwölfjährigen Töchtern sei er aber ohnehin mehrmals im Jahr zum Familienbesuch im Vogelsberg. Pandemiebedingt allerdings weitaus seltener als gewöhnlich.
Profisport und Olympionikin
Beruflich ordnet er die Zusammenarbeit auf der Kieler Woche vor der Kamera mit der Seglerin Susann Beucke als einen der Höhepunkte des vergangenen Jahres ein. "Es ist unglaublich zu sehen, welche Emotionen mit dem Gewinn der Silbermedaille spürbar sind. Ich durfte die Medaille in den Händen halten und hätte nie gedacht, wie schwer diese ist und welche Bedeutung sie für einen Menschen hat - eine herausragende Leistung", sagt er. Nicht minder beeindruckt sei er vom Franzosen Josuha Guilavogui. Anstatt wie andere Fußballprofis Weihnachten im Luxusurlaub zu verbringen, habe dieser die Feiertage in seinem von ihm gegründeten Waisenhaus in Guinea mit den Kindern verbracht. Da er unter der Woche für die sogenannten Midweek-Interviews für die Auslandsvermarktung der Bundesliga/DFL bei Bielefeld, Wolfsburg und Leipzig zuständig sei, kenne man sich mittlerweile. Guilavogui habe für einen Fußballprofi zudem ungewöhnlich herzliche Umgangsformen, grüße das Kamerateam und Rohrbach mit "mon ami Ingo" und bedanke sich mehrmals für jedes Interview. Generell schätze Rohrbach das Format der einstündigen in Englisch produzierten Exklusiv-Interviews. Hier habe man als Reporter die Zeit einen Menschen kennenzulernen und zu greifen, das mache richtig Spaß und sei kein Vergleich zu den Interviews am Spielfeldrand direkt nach dem Abpfiff. So habe er beispielsweise auch VfL-Stürmer Wout Weghorst als sehr reflektierten Profi kennengelernt (beide genannten Profis haben mittlerweile den Verein verlassen). Kürzlich war Rohrbach zur Vorstellung von Gonzalo Castro in Bielefeld. Castro sei dabei vor allem durch Bodenständigkeit aufgefallen, "für einen Kicker wohltuend bescheiden". Neu sei hier gewesen, dass viele Bundesligisten eigene Maschinen für PCR-Tests angeschafft hätten. Mit diesem Gerät würden nicht nur die ganze Mannschaft und Mitarbeiter des Vereins täglich getestet, sondern auch alle Medienschaffenden, die das Trainingsgelände besuchen. Beim anschließenden Interview habe trotz PCR-Test dennoch Maskenpflicht geherrscht.
Über die momentane Gesamtsituation in der Bundesliga sagt Rohrbach: "Im Stadion ist es wieder ungewohnt, dass keine Zuschauer da sind, genauso wie ich mich erst wieder daran gewöhnen musste, dass welche da sind." Das Fehlen der Zuschauer vereinfache zwar für ihn die An- und Abreise immens, aber dem Fußball gehe etwas Elementares verloren, da er von Emotionen lebe. Das sei auch immer wieder großes Thema in Gesprächen mit den Profis.
Seine eigene berufliche Situation weiß der 50-Jährige dagegen sehr zu schätzen. "Zu Beginn der Pandemie herrschte bei mir Unsicherheit, aber die konnte ich schnell ablegen. Beispielsweise liefen meine Aufträge für Brisant und die Bundesliga weitgehend normal weiter. Außerdem öffnet sich immer wieder eine neue Tür, wenn sich eine schließt." Dennoch habe er zunächst jeden Job angenommen. So sei der 20. November vergangenen Jahres dafür das beste Beispiel. Eigentlich habe er an diesem Tag lediglich die Bundesligapartie Bielefeld gegen Wolfsburg im Terminkalender gehabt. Am frühen Morgen sei dann der Anruf von Universum Boxpromotion gekommen, ob er als Ringsprecher in Hamburg für den amerikanischen Sportsender ESPN vier Boxkämpfe moderieren könne. Der eigentlich gebuchte Ringsprecher sei positiv auf Corona getestet worden. Trotz des Zeitdrucks habe er spontan zugesagt, sei zunächst nach Bielefeld gefahren und habe sich nebenher auf die Boxkämpfe vorbereitet. Abpfiff in der Bundesliga dann gegen 17.20 Uhr und Ende der Interviews gegen 18 Uhr, schnell ab ins Auto und auf einer Raststätte raus aus den legeren Fußballklamotten und rein in den Anzug für den Boxring. "Als ich nachts um 2 Uhr nach den vier Kämpfen zu Hause war, war ich trotzdem sehr froh, es gemacht zu haben", blickt Rohrbach auf einen langen, ungewöhnlichen und ereignisreichen Arbeitstag zurück.
In der Fußball-Bundesliga habe er diese Saison jedes Wochenende ein Spiel begleiten dürfen. Hier sei sein persönliches Highlight die Partei Gladbach gegen Frankfurt gewesen und das nicht, weil er VfL-Legende Rainer Bohnhof am Mikrofon gehabt habe. Er selbst sei zwar Anhänger des Hamburger SV, habe aber als Hesse auch ein großes Herz für die Eintracht, während sein Vater Georg und Bruder Alexander glühende Anhänger der Borussia seien.
Im Februar sei er bereits für das Topspiel Bayern gegen Leipzig gebucht und kurz darauf noch mal in München. Im Anschluss habe er mit Spielen in Wolfsburg, Bielefeld und Berlin von Hamburg aus eine deutliche kürzere Anreise.
Stars und Sternchen
Erlebnisse sind für Rohrbach auch immer wieder die Promibeiträge, die er fernab des Sports für das ARD-Boulevardmagazin Brisant produziert. In Erinnerung geblieben sind ihm dabei die beiden Treffen im vergangenen Jahr mit dem Sänger Clueso sowie der Rapperin und Influencerin Shirin David. Clueso sei von Beginn an der kumpelhafte coole Typ gewesen. Gemeinsam mit seinem Pianisten sei er herzlich offen und ohne jedwede Allüren gewesen, als er zur Vorstellung seiner neuen Single (Alles zu seiner Zeit) von Rohrbach begleitet wurde. Das Kamerateam habe komplett freie Hand gehabt. Dagegen hat Shirin David den kompletten Gegenpart eingenommen. Allerdings sage auch diese über sich selbst, dass sie eine reine Kunstfigur sei. Sie sei mit Management und Staff aufgetreten und alles sei bis ins letzte Detail durchchoreografiert vorgegeben worden. Es sei schon interessant, innerhalb weniger Wochen so unterschiedliche Künstler zu treffen.
Im vergangenen Jahr hatte Rohrbach zudem gegenüber unserer Zeitung angekündigt, dass es einen Filmbeitrag mit den Wildecker Herzbuben vom Alsfelder Marktplatz geben werde. Dies sei allerdings nicht zustande gekommen, weil einer der beiden Herzbuben aus gesundheitlichen Gründen habe absagen müssen. "Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es in diesem Jahr noch nachgeholt wird", sagt Rohrbach. Nach Grebenau, beziehungsweise auch nach Alsfeld, will Rohrbach aber in diesem Frühjahr auf jeden Fall kommen. Dann möchte er von seiner Nebenrolle in einer Deutschen Fernsehserie berichten, kurz bevor diese ausgestrahlt wird. Denn ein Filmset mit über 400 Menschen habe er bislang noch nicht erlebt. Ende Januar stand dann für Rohrbach der eigene runde Geburtstag an. Doch aus der ganz großen Feier zum 50. wurde erst mal nichts. "Neben meiner Frau und meinen Töchtern waren mein Vater, mein Bruder und natürlich Markus und Ralf mit ihren Familien da. Ich wollte einfach meinen Tag, mit den für mich wichtigsten Menschen feiern - es war herrlich", freute sich Rohrbach über den Besuch aus dem Vogelsberg. Die kleine Feier habe natürlich corona-konfrom mit vorherigen Tests stattgefunden.
Ein weiteres Geburtstagsgeschenk durfte er beruflich am vergangenen Donnerstag erleben, ein Treffen mit den Scorpions, die am 25. Februar ihr neues Album "Rock Believer" herausbringen. Eine Hard-Rockband, die seine Jugend mitgeprägt habe. Dementsprechend sei er mit seinem Kamerateam mit großer Vorfreude zum Dreh in deren Studio nach Hannover gefahren. Die Weltstars hätten seine Erwartungen übererfüllt. "Es war gigantisch, Sänger Klaus Meine und die Gitarristen Rudolf Schenker und Matthias Jabs kennenzulernen und mit ihnen über ihr Lebenswerk, alte Zeiten und die anstehende Welttournee zu sprechen", so Rohrbach. Dass sie mittlerweile älter geworden seien, merke man ihnen gar nicht an. Sie seien komplett auf dem Boden geblieben, und es habe neben dem Brisant-Interview einen regen Austausch über alte Lieder und Texte gegeben. "Ein super Erlebnis und klasse Auftakt für das Jahr 2022." Eine weitere Besonderheit für Rohrbach: Die Band hat ihr erstes Album vor 50 Jahren im Januar 1972 rausgebracht. Daher konnten er und die Bandmitglieder noch einmal gemeinsam auf die 50 anstoßen.